Analytische und tiefenpsychologisch fundierte Gruppenpsychotherapie

2. Informationen für Psychotherapeuten

2.1. Zur Entwicklung der Gruppenpsychotherapie Gruppenpsychotherapie erfuhr in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen starken Aufschwung, der die Entwicklung und Erforschung der Gruppenpsychotherapie beschleunigt hat. Die damalige "Gruppenbewegung" erwies sich als Modeströmung, die in den 80er und 90er Jahren von einer Tendenz zur Individualisierung und Vereinzelung und einem Rückzug in die Privatsphäre abgelöst wurde. Inzwischen nimmt das Bewusstsein davon wieder zu, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, dessen Entwicklung durch soziale Beziehungserfahrungen geformt wird, die unter ungünstigen Umständen zur Entwicklung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen führen können. Nicht zuletzt war es die Psychoanalyse, die in ihren Persönlichkeits- und Krankheitskonzepten die soziale Natur des Menschen akzentuiert hat.

Es liegen zahlreiche Forschungsergebnisse vor, die belegen, dass sich psychische und psychosomatische Erkrankungen und Störungen und ihre interpersonalen Auswirkungen und die Auswirkungen von interpersonalen Störungen und Konflikten auf die Gesundheit des Individuums mithilfe des therapeutischen Verfahrens der Gruppenpsychotherapie wirkungsvoll behandeln lassen.

Die Geschichte der psychoanalytischen Gruppenpsychotherapie reicht zurück bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Freud selbst hat Psychotherapie in einer Gruppe nach den uns vorliegenden Informationen nicht in Erwägung gezogen. Er wies aber bereits auf den Zusammenhang zwischen Individualpsychologie und Sozialpsychologie hin und schrieb, dass "im Seelenleben des Einzelnen … ganz regelmäßig der Andere als Vorbild, als Helfer und als Gegner in Betracht" kommt. Bei Nachfolgern von Freud entwickelte sich das Interesse, den Einfluss anderer Menschen auf das Erleben und Verhalten des Einzelnen und umgekehrt genauer zu studieren und therapeutisch nutzbar zu machen.

Die seither entwickelten Konzepte der psychoanalytischen Gruppentherapie lassen sich einteilen in Verfahren einer (Einzel-) Psychotherapie in der Gruppe (z.B. Wolf, Schwartz, W. Schindler, Sandner), einer Psychoanalyse der Gruppe (z.B. Bion, Argelander, Ohlmeier) und einer Psychotherapie durch die Gruppe (z.B. Heigl-Evers, Heigl, König, Lindner, Streeck, Ott, Ardjomandi, Kreische, alles Autoren des "Göttinger Modells", sowie Foulkes, Yalom).

Nach einer Untersuchung von Ehlers und Mitarbeitern (1993) unter Mitgliedern der Sektion "Analytische Gruppenpsychotherapie" im Deutschen Arbeitskreis für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (DAGG) sind in Deutschland die gruppentherapeutischen Konzepte des "Göttinger Modells" (Heigl-Evers, Heigl u.a.), gefolgt von den Konzepten von Foulkes und Yalom am weitesten verbreitet (Psychotherapie durch die Gruppe). Es folgen die Konzepte von Wolf und Schwartz sowie W. Schindler (Psychotherapie in der Gruppe) und Bion (Psychoanalyse der Gruppe). In der DDR wurde darüber hinaus von Höck die dynamisch intendierte Gruppenpsychotherapie entwickelt und durchgeführt, in der ebenfalls psychoanalytische und sozialpsychologische Elemente enthalten sind.

2.2. Weiterbildung in Gruppenpsychotherapie

In der kassenärztlichen Versorgung setzt die Weiterbildung in einem gruppentherapeutischen Verfahren voraus, dass die entsprechende Grundqualifikation vorliegt, wenn das Verfahren in der ambulanten Praxis abgerechnet werden soll. Das heißt, dass psychoanalytische Gruppenpsychotherapie nur von ärztlichen und psychologischen Psychoanalytikern abgerechnet werden kann. Tiefenpsychologisch fundierte Gruppenpsychotherapie, zu der auch die psychoanalytisch-interaktionelle Gruppentherapie des Göttinger Modells zählt, kann von Psychoanalytikern, psychologischen Psychotherapeuten mit tiefenpsychologisch fundierter Ausbildung, Ärzten für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ärzten für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärzten mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie abgerechnet werden. Entsprechendes gilt für die Beihilferichtlinien des Bundes, der Länder und der Kommunen.

Informationen über psychoanalytisch orientierte gruppentherapeutische Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten Sie z.B. durch folgende Einrichtungen:

  • Arbeitsgemeinschaft für die Anwendung der Psychoanalyse in Göttingen e.V., Wilhelm-Weber-Str. 24, 37073 Göttingen
  • Institut für Gruppenanalyse Heidelberg e.V. (IGA), Märzgasse 5, 69117 Heidelberg
  • Gruppenanalyse-Seminar Gießen (GRAS), Falltorstr. 4, 35398 Giessen
  • Internationale Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse (IAG) Altausee/Österreich, Sekretariat: Kreuzherrenstr. 65, 53227 Bonn

2.3. Literatur

2.4. Zeitschriften