Bericht vom Forschungssymposium der DPG in Hannover
von DPG
Am 5. und 6. September 2025 fand in Hannover erstmals das Forschungssymposium der DPG in neuer Besetzung statt. Über 30 Teilnehmende – darunter Vertreter:innen des DPG-Vorstands, Forschende, Mitglieder der DPG, Aus- und Weiterbildungskandidat:innen sowie Studierende – kamen zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen und Perspektiven psychodynamischer Forschung auszutauschen.
Bereits beim Eintreffen am Freitagnachmittag wurde deutlich, dass die Vorbereitungsgruppe bestehend aus Sarah Engelmann, Dr. Miriam Henkel, Eckehard Pioch, Ilka Schröder und Yannik van Haaren hervorragende Arbeit geleistet hatte: Von den Räumlichkeiten über das Catering bis hin zur herzlichen Begrüßung war alles bestens organisiert. Nach der Eröffnung durch Eckehard Pioch hielt Prof. Dr. Falk Leichsenring (Justus-Liebig-Universität Gießen) den Eröffnungsvortrag. Unter dem Titel „Zur Evidenz psychodynamischer Therapie – ein Update“ präsentierte er Ergebnisse seines 2023 in der Fachzeitschrift World Psychiatry erschienenen Übersichtsarbeit. Die methodisch dichte und inhaltlich substanzielle Darstellung führte zu einer lebhaften Diskussion über die Bedeutung empirischer Forschung für die Psychoanalyse sowie deren berufspolitische Implikationen. Obwohl auch Sorgen hinsichtlich einer möglichen Abschaffung der bisherigen Richtlinienverfahren anklangen, setzte der Vortrag einen optimistischen Ton für das gesamte Symposium.
Am frühen Abend folgten drei parallele Workshops, die unterschiedliche Schwerpunkte setzten: Prof. Dr. Leonie Kampe (IPU Berlin) beleuchtete die Rolle von Abwehr in Praxis und Forschung, Prof. Dr. Carina Remmers (HMU Potsdam) präsentierte Ergebnisse zu Intuition in der Psychotherapie, und Dr. Esther Stalujanis (Universität Trier, Universitätsmedizin Mainz, Universitätsspital Zürich) führte in das Konzept des Mentalisierens bei Essstörungen ein. Die Workshops wurden von den Teilnehmenden als ausgesprochen anregend erlebt. Beim gemeinsamen Abendessen bot sich anschließend Gelegenheit zu einem vertieften Austausch und zum Knüpfen neuer Kontakte.
Der Samstag begann mit drei Forschungsbeiträgen: Dr. Carola Kropp (Universität Greifswald) berichtete aus einem Projekt zur Untersuchung der Persönlichkeitsentwicklung Jugendlicher in stationären Jugendhilfeeinrichtungen. Dr. André Kerber (FU Berlin) stellte Ergebnisse zu Affekt-Situations-Dynamiken und Persönlichkeitsstruktur vor und demonstrierte damit die Anwendung App-basierter Erhebungsmethoden zur Untersuchung psychodynamischer Konstrukte wie Projektive Identifizierung. Dr. Miriam Henkel (Universität Kassel) präsentierte Ergebnisse der DPG-Praxisstudie, die die Indikation hochfrequenter psychoanalytischer Behandlungen bei Patient:innen mit schweren Beeinträchtigungen verdeutlichte.
Am späten Vormittag standen themenbezogene Austauschforen auf dem Programm. Dr. Matthias Volz (Universität Kassel) stellte das QVA-Projekt vor, das unter anderem Forschung und psychoanalytische Ausbildung stärker miteinander verknüpfen möchte. Parallel dazu sprach Prof. Dr. Jonas Rüppel (Hochschule RheinMain) über „Be_Hinderung und Unbewusstes“ und eröffnete einen Dialog zwischen psychoanalytischer Sozialforschung und Disability Studies.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in den Herrenhäuser Gärten erhielten die Nachwuchswissenschaftler:innen Andrés Gonzales Axthammer, Anna-Luisa Sahlfeld, Alexander Paul Schmidt und Ilka Schröder die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen und wertvolles Feedback von erfahrenden Forschenden einzuholen. Dieser Programmpunkt wurde besonders positiv aufgenommen, da er die Vernetzung zwischen Promovierenden und etablierten Forscher:innen intensivierte.
Den Abschluss bildete eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie der Ausblick auf die geplante Gründung der AG Forschung bei der nächsten DPG-Jahrestagung in Berlin, vorgestellt von Dr. Miriam Henkel. Eckehard Pioch zog ein durchweg positives Fazit und dankte der Vorbereitungsgruppe für die exzellente Organisation. Die Resonanz der Teilnehmenden, darunter viele Studierende, war durchweg positiv, verbunden mit dem klaren Wunsch nach einer Fortsetzung.
Das erste Forschungssymposium der DPG in neuer Besetzung hat eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig und zukunftsweisend psychodynamische Forschung ist. Es gelang, einen Raum für Austausch, Vernetzung und Inspiration zu schaffen: ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht.
Dr. phil. Esther Stalujanis