DPG-Jahrestagung 2026
von DPG
Die DPG-Jahrestagung 2026 will über psychoanalytische Feldtheorien und ihre Praxis informieren und die Auseinandersetzung mit ihnen anregen. International werden sie breit diskutiert, doch im deutschsprachigen Raum sind sie noch nicht so recht angekommen. Im Zentrum ihres Interesses stehen die kreativen Potentiale der analytischen Situation, die emotionale Erfahrung im Hier-und-Jetzt, die Austauschprozesse der Intersubjektivität und unbewussten Kommunikation und die psychischen Prozesse von Darstellung, Symbolisierung und Transformation, kurz: das Ereignis der analytischen Begegnung. Zu seinen Bedingungen gehören auch die Dramen, Inszenierungen, Erstarrungen und Bastionen des Feldes.
Das Feld der psychoanalytischen Feldtheorien ist die analytische Situation. Fragen der Praxis und Behandlungstechnik sind zentral. Aus feldtheoretischer Sicht ist alles in Bewegung, auch die vermeintlich sichere Position der Analytiker:innen. Alle Wahrnehmungen, Erlebnisse und Gedanken sind vieldeutig; auch die zwei Personen der analytischen Begegnung werden zu Elementen der aktuell wirksamen Einflüsse und Vektoren. Subjekt und Objekt lösen sich auf, unbewusste Prozesse bestimmen das Feld.
Feldtheoretisches Denken weist unterschiedliche Ausprägungen auf. Es lässt sich keiner der großen psychoanalytischen Schulen zuordnen, sondern übergreift diese in seiner Konzentration auf das Geschehen in der klinischen Situation. Südamerikanische Variationen stehen in der Tradition der Barangers, nordamerikanische haben einen interpersonal-relationalen Schwerpunkt, italienische sind durch Bion geprägt; daneben gibt es personengebundene wie von Grotstein und Ogden. Man kann sie als ein umfassendes psychoanalytisches Modell auffassen oder auch als Ergänzung und Vertiefung bestehender Ansätze.
Feldtheoretisches Denken ist damit beschäftigt, das Unträumbare träumbar, das Undenkbare denkbar, das Unformulierbare formulierbar, das Unfühlbare fühlbar und das Unrepräsentierte repräsentierbar zu machen. Vielfach überschneidet es sich dabei mit bekannten psychoanalytischen Konzepten wie der Gesamtsituation, dem Enactment, der Zwischenleiblichkeit oder dem analytischen Dritten. Den Beitrag der deutschsprachigen Psychoanalyse zum feldtheoretischen Denken, das Konzept der Szene und des szenischen Verstehens, kennen wir alle. International hingegen wird es weitgehend unterschätzt.
Viele von uns praktizieren vermutlich eine feldtheoretische Herangehensweise, ohne sie so zu benennen, und es könnte sehr spannend sein, die eigenen impliziten Annahmen daraufhin zu untersuchen. Wir möchten Sie einladen, Ihre Überlegungen mit uns zu teilen. Breite Themenbereiche kommen dafür infrage. Wir erwähnen einige Beispiele: Wie zeigt sich die unbewusste Kommunikation im Feld? Wo bleibt das Subjekt, wenn wir das analytische Paar und die Intersubjektivität in den Vordergrund stellen? Welche Bedeutung geben wir nonverbalen Vorgängen, Enactments, somatosensorischem Austausch? Müssen Erzählen und Ko-Narration neu bewertet werden? Wodurch gestalten wir das affektive Klima in der Sitzung, wie wichtig nehmen wir Emotionen und emotionale Erfahrung? Was heißt schwaches oder ungesättigtes Deuten, welche Beziehungserfahrung konstelliert die Reverie, sollte die Sitzung geträumt werden? Das sind nur einige der Themen, mit denen wir uns auf der Tagung beschäftigen können.
Von Anfang an untersuchen die Feldtheorien auch die Felder der Familien, der Gruppen, der sozialen und politischen Verhältnisse, welche die analytische Situation umgeben und in sie hineinwirken. Sie sind in unserer Gegenwart höchst konfliktgeladen. Welchen Einfluss haben sie auf die analytische Situation, in welcher Weise wirkt das soziale Unbewusste auf das analytische Paar ein? Was passiert, wenn im analytischen Feld die Klimakrise, extreme politische Ideologien und Kriege ankommen? Wie gehen wir als Analytiker:innen im Feld damit um?
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und möchten Sie bitten, Ihre Gedanken möglichst konkret anhand von praktischen Beispielen und Erfahrungen zu entwickeln. Bitte schicken Sie Ihre Abstracts im Umfang von höchstens zwei Seiten (Din A4, Schriftgröße 12) bis zum 20. Oktober 2025 an die Geschäftsstelle z.Hd. von Frau Vera (geschaeftsstelle@dpg-psa.de). Dort werden sie anonymisiert und an die Vorbereitungsgruppe weitergeleitet.
Ausbildungskandidat:innen der DPG möchten wir herzlich einladen, sich um den mit 2000.- Euro dotierten Gaetano Benedetti Preis 2026 für die beste eingereichte wissenschaftliche Arbeit zu bewerben. Für diese Arbeit wird im Nachmittagsprogramm der Tagung ein Vortragsplatz reserviert. Bitte entnehmen Sie weitere Informationen hierzu der DPG-Homepage. Wir sind gespannt und freuen uns auf ihre Gedanken und Beiträge!
Eckehard Pioch, Vorsitzender der DPG, und die Vorbereitungsgruppe: Ada Borkenhagen, Marco Conci, Paola Coppola, Iris Lauenburg, Johanna Naumann, Antonia Reinicke, Herbert Will, Thomas Wesle.