Neue Working Group zu Sexualität, Geschlecht, Identität

von DPG

Zum 01.10.2024 wurde eine neue Working Group/Ausschuss der EPF (Europäische Psychoanalytische Föderation“ ins Leben gerufen: „Sexuality, Gender, Identity“. Die Ausschüsse der EPF unterstützen den Vorstand in der Umsetzung wissenschaftlicher Ziele, planen Konferenzen, Petitionen, organisieren den fachlichen Austausch der europäischen Fachgesellschaften untereinander, initiieren Forschungsprojekte und stellen Fragen zur klinischen Praxis und zu theoretischen Konzepten. Zudem hat jeder Ausschuss die Möglichkeit, einen Workshop und/oder ein paralleles Panel für die Hauptkonferenz der EPF zum Jahresthema vorzuschlagen. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit der schon bestehenden Working Group der IPA (International Psychoanalytic Association) zum Thema Sexualität, Identität und Gender angestrebt. 

Eine kleine Vorbereitungsgruppe unter dem Vorsitz von Esther Hutfless (Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse) und Bernd Heimerl (Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft/DPG) gründete sich im Jahr 2022, um an der Ausarbeitung der Voraussetzungen und Inhalte zu arbeiten, mit dem Ziel, als Commitee/Ausschuss der EPF anerkannt zu werden. Dies ist uns nun gelungen! Herzlichen Dank an Jan Abram für ihre große fachliche und persönliche Unterstützung. 

Sexualität, Gender und Identität gehören zu den zentralen Themen der zeitgenössischen psychoanalytischen Theorie, Praxis und Ausbildung, unabhängig von der sexuellen Orientierung und Objektwahl. Die Freud´sche und postfreudianische Psychoanalyse haben eine große Anzahl von Konzepten und Theorien zur Bildung von Sexualität und sexueller Identität entwickelt. Psychoanalytiker:innen und psychoanalytische Institutionen arbeiten ständig daran, ihr Wissen und ihre Praxis zu den oben genannten Themen zu verbessern und zu erweitern. Konvergenzen, Divergenzen und Konflikte schaffen eine dynamische Situation, die die psychoanalytische Kreativität anregen kann, wenn die Widerstände und vielfältigen Ängste, die sich aus der Geschlechterfrage ergeben, ausreichend bearbeitet werden. In den letzten Jahrzehnten war die Geschlechterfrage in westlichen Gesellschaften aufgrund von Entwicklungen in der Medizintechnik, der Bioethik, philosophischen Diskursen und sozialen Praktiken, die Ideen wie Geschlechtervielfalt, die Liberalisierung der Sexualität und die Fluidität der Identität fördern, sehr präsent. Diese Diskurse formulieren oft eine undifferenzierte Kritik in Bezug auf die Psychoanalyse. Dennoch kann die Psychoanalyse von der interdisziplinären Untersuchung von Sexualität, Identität und Geschlecht profitieren und ihre Perspektiven auf die Interaktion zwischen dem inneren und dem äußeren Erleben, der Einschreibung des Körpers in die Psyche und der Selbstinterpretation des Subjekts bereichern.

An diesem entscheidenden Punkt, an dem ein neues psychoanalytisches Objekt entsteht, möchten wir Analytiker:innen, die wir voller Theorien und Aporien stecken, unter dem Druck von Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehungen unsere Fähigkeit verbessern, unseren Patient:innen zuzuhören, die unter starren sozialen Normen in Bezug auf eine vermeintliche Wahl von Geschlecht, Sexualität und Identität leiden und die Hilfe brauchen, eine Persönlichkeit zu entwickeln, die so weit wie möglich ihrer inneren wahren Welt entspricht.

Um dies zu erreichen, ist unser vielfältiges Denken notwendig, und die Einrichtung der EPF-Arbeitsgruppe zielt darauf ab, unser theoretisches und klinisches Wissen durch die Organisation von klinischen Gruppen, Seminaren, Diskussionen und Veröffentlichungen im Rahmen der EPF in den drei offiziellen Sprachen der EPF zu erweitern und zu bereichern.

Dr. Bernd Heimerl, Berlin, 13.12.2024

Zurück