Sigourney Award der IPA 2019 - Verleihung an "Partners in Confronting Collective Atrocities"

von DPG

Die Organisation "Partners in Confronting Collective Atrocities (PCCA)" (www.p-cca.org) hat den Sigourney Award 2019, einen der bedeutendsten Preise in der psychoanalytischen Welt, verliehen bekommen. Das primäre Ziel der von PCCA organisierten Gruppen-Konferenzen nach dem Tavistock Modell besteht darin, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, Unmenschlichkeit von Menschen als Teil des eigenen Mensch-Seins erfahrbar werden zu lassen und Wege einer auf Anerkennung anstatt Verleugnung beruhenden Bewältigung unseres destruktiven Potentials zu eröffnen.

Raphael Moses, Mira Erlich-Ginor, Shmuel Erlich und Hermann Beland arbeiteten für die Entwicklung dieses Projekts seit Mitte der 80ger Jahre zusammen, 2007 wurde der Verein PCCA gegründet. Seine Wurzeln hat PCCA in der Durchführung der sogenannten Nazareth-Konferenzen. Sie konzentrierten sich auf das durch die Judenvernichtung durch die Nazis überschattete Verhältnis zwischen Deutschen, Juden und Israelis. Diese Konferenzen waren für die deutschen Psychoanalytiker der DPG und DPV von enormer Bedeutung und förderten in beiden Gesellschaften die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und mit der Verstrickung in den Nationalsozialismus.

Die gegenwärtigen Konferenzen haben das Konfliktfeld zwischen Deutschen und Juden um die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern sowie Ost- und Westeuropa erweitert und stellen die Auswirkungen vergangener Traumata und deren transgenerationeller Übertragungen in den Mittelpunkt.

Die DPG hat PCCA schon früh finanziell und ideell unterstützt. Wir gratulieren PCCA und der gegen­wärtigen Vorsitzenden Dorothee von Tippelskirch-Eissing sowie Mira Erlich-Ginor als Secretary of PCCA mit großer Freude zur Verleihung dieser herausragenden Auszeichnung.

Besonders erfreulich ist auch, dass mit der Preisverleihung implizit auch das Engagement unserer geschätzten Kollegin Veronika Grüneisen aus Nürnberg eine würdige Anerkennung findet. Bereits 1994 nahm sie an der ersten Nazareth-Konferenz teil und wurde im Jahre 2000 Mitglied des Staff. 2007 wurde sie bei der Vereinsgründung zur Gründungsvorsitzenden gewählt und war in dieser Funktion zwei vierjährige Amtszeiten bis 2015 tätig.

In ihre Amtszeit fielen die Einbeziehung der Palästinenser zu den Deutschen, Israelis und Anderen (2008 und 2010 auf Zypern) sowie zwei der drei „Europäischen“ Konferenzen in Polen und ein sehr erfolgreicher Arbeitstag in Krakau. Bei allen Veranstaltungen war sie als Mitglied des Staff dabei. Sie schrieb mir dazu: „Es war ein intensiver Lernprozess für mich! Mit den Jahren habe ich einiges über unser destruktives menschliches Potential verstanden, was mir in der Arbeit mit meinen Patienten sehr geholfen, die Arbeit mit manchen von ihnen überhaupt erst möglich gemacht hat“.

Veronika Grüneisen gibt uns zusammen mit dem PCCA ein hervorragendes Beispiel für ein über den Tellerrand der analytischen Situation hinaus gehendes, gesellschaftsrelevantes Engagement von Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern, in dem die Fruchtbarkeit der psychoanalytischen Methode eine der vertieften Humanität dienende Anwendung findet. Dafür gebührt dem PCCA und Veronika Grüneisen unser Dank.

Klaus Grabska
Vorsitzender der DPG

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