Going to San Francisco....

Vom 10. bis 13. Oktober hatte eine Gruppe von 10 DPG - PsychoanalytikerInnen einer überregionalen Intervisionsgruppe die Gelegenheit zu einem Austausch mit US-amerikanischen KollegInnen. Die Begegnung war durch das Engagement von Dr. Klaus Poppensieker möglich geworden, der sowohl Mitglied des Hamburger DPG Instituts als auch des San Francisco Center for Psychoanalysis ist.

Der Austausch begann mit einem Willkommensabend bei Klaus Poppensieker. Am Samstag fand ein Supervisionstag statt. Unsere Fallvorstellungen wurden supervidiert von Stephen Seligmann, Autor des Buchs ›Relationships in Development‹, und von Harriet Wolfe, President elect der IPA. Stephen machte uns darüberhinaus vertraut mit der relationalen Perspektive auf die Psychoanalyse. Der Samstag klang mit aus mit einem stimmungsvollen Dinner und einer Get Together - Einladung in Harriet Wolfe`s Haus.

Am Sonntagmorgen trafen wir uns im San Francisco Center for Psychoanalysis zur öffentlichen Veranstaltung: ›Analytic Practice And The Socioeconomic Surround In Germany And The United States‹, die von Leora Benioff (SFCP) moderiert wurde. Die DPG-KollegInnen Ada Borkenhagen, Ruth Pfeffer, Klaus Poppensieker und Lutz Garrels gaben einen Einblick in die Situation deutscher Analytiker. Stephen Seligman berichtete über die Arbeit US-amerikanischer PsychoanalytikerInnen. Ziel war es, den Einfluß der jeweiligen gesellschaftlichen Einflüsse auf die analytische Praxis auszuloten. Dabei wurde diskutiert, wie stark die Nachkriegsanalyse in Deutschland von Themen wie Schuld und Scham mit bestimmt war, die auch eine Hemmung innovativer kreativer psychoanalytischer Entwicklungen zur Folge hatte. Demgegenüber berichteten Leora Benioff und Stephen Seligman von amerikanischen Traumen, Mythologien und Narrativen, die bisher nur zum Teil reflektiert und bearbeitet wurden. Auch die Auswirkungen der aktuellen politischen Situation unter der Trump Administration mit einem drohenden Anstieg von Autoritarismus, Fremdenangst, Rassismus und starker Orientierung an Kosteneffizienz wurden angesprochen.

Besonders beeindruckend und berührend war, dass es während dieser Veranstaltung auch zu einer respektvollen, emotionalen und offenen Begegnung zwischen Kindern von jüdischen Holocaust Überlebenden und jüdischen Emigranten und den Kindern der deutschen Nachkriegsgeneration kam. Wir alle hoffen, dass dies der Beginn zu einem weiteren kreativen Austausch ist.

Gudrun Wolber