Bericht über die kasuistisch-technische-Konferenz
In diesem Jahr fand vom 23.-25. Oktober 2018 zum zweiten Mal die kasuistisch-technische Konferenz in Brüssel in den Räumen der EPF statt, deren Anliegen es ist, ihr Haus den europäischen psychoanalytischen Gesellschaften für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Nach den Möglichkeiten einer Stadtführung am Freitagnachmittag kamen alle Teilnehmer abends in den Räumen der EPF zusammen.
Zunächst sprach Beate Blank-Knaut als stellvertretende Vorsitzende im Namen der DPG einige Worte im Gedenken an Anne-Marie Sandler, die am 25. Juli dieses Jahres verstorben ist. Anne-Marie Sandler war von großer Bedeutung für die DPG, nicht nur durch die 25-jährige Arbeit gemeinsame Arbeit in den kasuistisch–technischen Konferenzen, sondern auch durch ihre bedeutsame Unterstützung der DPG auf dem Weg in die IPA (Internationale Psychoanalytische Vereinigung). Beate Blank-Knaut erinnerte an die Stationen eines langen Lebensweges, aber auch an ihr lustvolles Engagement für die „Essentials“ der Psychoanalyse und ihr feines Gespür für das Unbewusste, Übertragung und Gegenübertragung und ihre Fähigkeit, undramatisch, klar und anmutig zur Sache zu denken und zu lehren.
Im Anschluss daran wurde zur Einstimmung auf die kasuistische Arbeit der Text „Bemerkungen über die Übertragungsliebe“ von Sigmund Freud diskutiert, über den Jochen Haustein vorab einige einleitende Worte sprach. In der Diskussion zeigte sich die hohe Aktualität des Textes. Analytiker sollen sich immer gewahr sein, dass Verliebtheit in der Übertragung durch die analytische Situation erzwungen wird und nicht etwa auf den Vorzügen der Behandler beruht. Sigmund Freud weist in seinem Text eindringlich darauf hin, dass trotz möglicher emotionaler Verwicklungen die Kur unabdingbar in der Abstinenz geführt werden muss. Dieser Aspekt geht, so zeigen erschreckende Beispiele in der Geschichte, aber auch in der Gegenwart psychoanalytischer Behandlungen, leider immer noch oft verloren.
Am Samstag begann die Fallarbeit. Dankenswerterweise hatten sich wieder Eva Schmidt-Gloor aus Zürich (Lehranalytikerin der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse sowie Vizepräsidentin der EPF) und auch Serge Frisch (Lehranalytiker der Belgischen Gesellschaft für Psychoanalyse und Lehranalytiker der DPG) als Supervisoren zur Verfügung gestellt. Da sich beide in je eigener Weise auch an der französischen Psychoanalyse orientieren, gab es mitunter ungewohnte Perspektiven auf die klinische Arbeit und zur Diskussion anregende Impulse.
Das Thema Übertragung stand in den beiden Fallvorstellungen am Samstag unter verschiedenen Aspekten im Zentrum der Überlegungen. In einem Fall ging es um den Umgang mit katastrophischen Ängsten im Zusammenhang mit einer anstehenden Beendigung, in einem zweiten Fall um den Umgang und das Verständnis ausgeprägten selbstdestruktiver Tendenzen vor dem Hintergrund einer negativen Übertragung. Zum Abschluss dieses arbeitsreichen Tages gab es ein wunderbares Abendessen im Restaurant „LES PETITS OIGNONS“.
Am Sonntagvormittag wurde eine Behandlung vorgestellt, in der viele Beziehungsaspekte, für die es noch keine Sprache gab, körperlich ausgedrückt wurden. In der gemeinsamen Arbeit mussten Worte erst gefunden werden. Es wurde deutlich, dass solche Patienten lange Behandlungszeiten brauchen.
Abschließend wurde allen Vorstellenden ausdrücklich gedankt! Die Teilnehmer bestätigten die gute und bereichernde, intensive kasuistische Arbeit und die neuen Erkenntnisse, die sie daraus mitnehmen konnten.
Die nächste KtK in Brüssel wird im November 2019 stattfinden
Beate Blank-Knaut, 10.12.18