Wer wir sind

Die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG) ist eine der beiden IPV-Gesellschaften in Deutschland und Mitglied der Europäischen Psychoanalytischen Föderation (EPF). Mit der DPV (Deutsche Psychoanalytische Vereinigung) arbeiten wir seit vielen Jahren in vertrauensvollen und guten Beziehungen auf politischer, wissenschaftlicher und persönlicher Ebene gut zusammen.

Die DPG-Mitglieder arbeiten in verschiedenen Berufsfeldern, zumeist jedoch in privater Praxis. Sie bieten einer Vielzahl von Patienten innerhalb des deutschen Gesundheitswesens psychoanalytische und psychotherapeutische Behandlungen an und erweitern den Anwendungsbereich der Psychoanalyse auf Behandlungen in (teil-)stationären sowie psychosozialen Einrichtungen. Darüber hinaus gibt es eine kleine, aber bedeutende Gruppe, die im akademischen Bereich tätig ist, Forschung betreibt und die Hochschulausbildung mitträgt.

Es gibt über ganz Deutschland verteilt zwanzig regionale Gruppen der DPG, die regelmäßig wissenschaftliche Tagungen abhalten, psychoanalytische Fragen erörtern und so für einen regen psychoanalytischen Diskurs unter den Mitgliedern sorgen.

Die psychoanalytische Ausbildung - basierend auf dem Eitingon-Modell - wird von fünfzehn DPG-Instituten nach den Ausbildungsrichtlinien unserer Gesellschaft organisiert. Einige von ihnen verfügen auch über einen Zweig für die Ausbildung in psychodynamischer Psychotherapie.
 





Woher kommen wir
Die heutige Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG) trägt den gleichen Namen wie die ursprüngliche Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft, die aus der XNUMX von Karl Abraham gegründeten Berliner Psychoanalytischen Vereinigung hervorgegangen ist. Es gab jedoch keine Kontinuität, sondern einen katastrophalen Bruch in unserer Geschichte. Die Zeit des Nationalsozialismus und die schreckliche Verfolgung unserer jüdischen Kollegen im Rahmen des Völkermordes am jüdischen Volk führten zu einem grundlegenden Zusammenbruch der Psychoanalyse in Deutschland.

Auch wenn die Psychoanalytiker, die nach dem Zweiten Weltkrieg (WWII) die DPG gründeten, anderes dachten, ist es heute offensichtlich, dass diese Kolleginnen und Kollegen noch viel zu sehr in die Nazi-Zeit involviert und auch mit den grundlegenden Verzerrungen des psychoanalytischen Denkens jener Zeit identifiziert waren. Es hat Jahre und die Arbeit von Generationen von Analytikerinnen und Analytikern gebraucht, um die Last unseres Nazi-Erbes zu mildern, um Scham und Schuld aufarbeiten zu können, um mit der internationalen Psychoanalyse auf neue Weise in Kontakt zu kommen und die Psychoanalyse selbst wieder als gemeinsame Basis für die DPG-Mitglieder zurück zu gewinnen.

1949 wurde die Wiederaufnahme der DPG in die IPV abgelehnt. Die DPV trennte sich dann 1950 von der DPG und wurde bereits 1951 in die IPV aufgenommen. Erst Ende der 1980er Jahre war eine Annäherung zwischen der DPG und der DPV möglich - unterstützt durch mehrere Gruppenkonferenzen nach dem Tavistock-Modell, an denen israelische und deutsche Kollegen aus beiden deutschen Gesellschaften teilnahmen. Dies war von entscheidender Bedeutung für die historische Aufarbeitung der Beteiligung von Psychoanalytikern während der NS-Zeit und für die Überwindung der anschließenden Spaltung der Psychoanalyse in Deutschland in der Zeit nach dem Nationalsozialismus. Heute tragen beide psychoanalytischen Gesellschaften - DPG und DPV - eine gemeinsame Verantwortung für die Geschichte und die Entwicklung der Psychoanalyse in Deutschland und engagieren sich in enger Zusammenarbeit miteinander für deren Zukunft.

Der beschriebene Prozess führte zu Bemühungen um einen Wiedereintritt in die IPV und zu einer Neuorganisation der psychoanalytischen Ausbildung in der DPG nach internationalen Standards. Damit einher ging eine intensive fachliche Auseinandersetzung und Entwicklung innerhalb der DPG-Mitgliedschaft, die mit großem Engagement von Anne-Marie Sandler unterstützt wurde, die sich, gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen der IPV, einzeln und in Gruppen für ein vertieftes Verständnis der internationalen Psychoanalyse einsetzte. Wir sind Anne-Marie Sandler, Inga Villareal, André Haynal, John Kafka und Sverre Varvin als internationale Mitglieder des Joint Steering Committee, das die Entwicklung der DPG seitens der IPV begleitet und überwacht hat, außerordentlich dankbar.  
 
Auch wenn es durch diesen Prozess der Annäherung keine "Heilung" der Geschichte geben kann, so hat die DPG doch wieder Zugang zum internationalen Diskurs und zur psychoanalytischen Gemeinschaft gewonnen, die für uns von großem Wert ist. Auf dem IPV-Kongress 2001 in Nizza wurde die DPG im Rahmen einer Sondervereinbarung als "Provisorische Gesellschaft des IPV-Exekutivrats" und 2009 in Chicago als IPV-Gesellschaft anerkannt.  

Einerseits konnte die DPG auf ihrem Weg in die IPV eine institutionelle Spaltung vermeiden. Zum anderen besteht die DPG seit 2001 aus einer Gruppe von IPV-Mitgliedern und einer Gruppe von Nicht-IPV-Mitgliedern. Die DPG steht daher ständig vor der Aufgabe, die internen Spannungen, die zwischen diesen beiden Arten von Mitgliedschaften entstehen, auf eine gute Weise und im Einklang mit den Anforderungen einer IPV-Gesellschaft auszugleichen. Integration ist für die DPG in diesem Fall nicht etwas, das einmal erreicht wurde, sondern vielmehr ein fortlaufender Prozess, an dem die aktivsten Mitglieder von ganzem Herzen beteiligt sind.  


Was sind unsere Aktivitäten
Die Hauptaufgabe der DPG besteht darin, Psychoanalytiker auszubilden, die Psychoanalyse als Wissenschaft und als besondere Denkweise mit dem Unbewussten zu fördern und die psychoanalytischen Qualifikationen unserer Mitglieder weiter zu entwickeln.

Ferner organisieren wir jährlich eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Konferenz für unsere Mitglieder und Gäste in verschiedenen Regionen Deutschlands. Die Hauptreferate des Kongresses werden in einem Kongressband veröffentlicht, der allen Mitgliedern und interessierten Kollegen außerhalb der DPG zur Verfügung steht.  

Die psychoanalytische Ausbildung in der DPG folgt einem zweigleisigen Modell. Alle Kandidaten absolvieren eine Ausbildung, die zur DPG-Mitgliedschaft führt. Kandidaten, die auch IPV-Mitglied werden wollen, müssen sich für die IPV-Ausbildung bewerben und Interviews mit zwei IPV-Lehranalytikern führen. Im Falle der Aufnahme in den IPV-Ausbildungszweig werden sie Kandidaten des IPV-Ausbildungszentrums, das die IPV-Ausbildung in der DPG in eigener Verantwortung organisiert, reguliert und prüft. Die IPV-Ausbildung ist in die Struktur der DPG-Ausbildung eingebettet, die regional in den 15 DPG-Instituten durchgeführt wird.  

Die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Zweigen sind  
- die Häufigkeit der Lehranalyse und der überwachten Behandlungsfälle (viermal wöchentlich gegenüber dreimal wöchentlich), 
- die Tatsache, dass die Ausbildung im IPV-Zweig an die IPV-Lehranalytiker gebunden ist und  
- die Anforderung, dass unsere Kandidaten, um IPV-Mitglied zu werden, zwei Prüfungen bestehen müssen, eine an ihrem Institut für die DPG-Mitgliedschaft und erst dann eine im IPV-Ausbildungszentrum für die IPV-Mitgliedschaft.  

Dementsprechend müssen unsere Mitglieder auch zwei Evaluierungen bestehen, um IPV-Lehranalytiker zu werden - zunächst eine als DPG-Lehranalytiker, danach eine als IPV-Lehranalytiker. Wegen der anspruchsvollen Anforderungen einer doppelten Evaluierung sind es vor allem die besonders motivierten Kolleginnen und Kollegen, die sich als Kandidaten für die IPV-Ausbildung interessieren und dann als Mitglieder, um später IPV-Lehranalytiker zu werden.


 

Jährliche DPG-Fallkonferenz im Haus der Europäischen Psychoanalytischen Föderation in Brüssel mit 
Eva Schmidt-Gloor und Serge Frisch (ehemals Anne-Marie Sandler Case Conference)


Zusätzlich zu den Jahrestagungen fördert die DPG die psychoanalytische Weiterqualifizierung der Mitglieder im Rahmen von sechs Arbeitsgruppen, die über viele Jahre hinweg kontinuierlich an spezifischen Themen arbeiten, wie: Migration, ethische Fragen, Psychoanalyse in der Gesellschaft, Psychoanalyse und Religion, analytische Behandlung von Psychosen und psychoanalytische Fallkonferenzen.

Insbesondere die Arbeitsgruppe zur psychoanalytischen Fallkonferenzen hatte und hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der analytischen Kompetenz innerhalb der DPG. Viele Jahre außerordentlich bereichernder Fallkonferenzen mit Anne-Marie Sandler, Rosine Perelberg, Betty Joseph, Irma Brenman Pick, Edna O'Shaughnessy, Eva Schmid-Gloor, Donald Campbell, Serge Frisch, Michael Parsons, Richard Rusbridger und anderen in Deutschland, London oder Brüssel haben die psychoanalytische Arbeit vieler unserer Mitglieder und ihr Verständnis von der Psychoanalyse nachhaltig geprägt.

Von besonderer Relevanz für den Austausch von Fachkollegen über den Bereich der eigenen Gesellschaft hinaus, sind darüber hinaus die seit 2002 jährlich stattfindenden gemeinsamen Fallkonferenzen mit der DPV und die alle zwei Jahre stattfindenden Konferenzen des Deutsch-Britischen Kolloquiums mit starkem Fokus auf Fallmaterial, organisiert von den beiden britischen und den beiden deutschen IPV-Gesellschaften, zuletzt 2019 in Potsdam zum Thema "Sprache in der Talking Cure - Verbinden und Trennen".

In diesem Zusammenhang ist auch die alle zwei Jahre stattfindende Deutschsprachige Internationale Psychoanalytische Tagung (DIPsaT) zu erwähnen, die alle zwei Jahre gemeinsam von der Schweizerischen Gesellschaft, den beiden deutschen und den beiden österreichischen Gesellschaften abgehalten wird. Die Ausrichtung der letzten deutschsprachigen Konferenz im Jahr 2018 zum Thema "Das Über-Ich des Analytikers - Idealbildungen und Schuldgefühle" in Berlin war für die DPG eine äußerst lohnende Erfahrung.

Die Förderung der Forschung ist ein besonderes Anliegen unserer Gesellschaft. Diese Aufgabe fällt in den Bereich der DPG-Forschungskommission, die jährlich eine "Summer School" für junge Forscher organisiert und Forschungsstipendien vergibt. Die DPG-Praxis-Studie, eine naturalistische Langzeitstudie, die die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit psychodynamischer Psychotherapien in Deutschland untersucht und an der Mitglieder aller regionalen Gruppen und Ausbildungsinstitute der DPG teilgenommen haben, wird von der DPG finanziert. 

Als Outreach-Aktivität führt die DPG in Zusammenarbeit mit Hochschulen jedes Jahr eine Herbstakademie durch. Ziel ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Psychoanalyse zu lenken und Studierende durch einen Blick auf Psychoanalytiker für die psychoanalytische Ausbildung zu gewinnen.

Dank einer großzügigen Spende konnte 2005 die Stiftung der DPG gegründet werden. Seither wird eine begrenzte Anzahl von Kandidaten durch monatliche Zuschüsse in Form von zinslosen Darlehen unterstützt, die erst nach Abschluss der Ausbildung zurückgezahlt werden müssen und dann wieder neuen Kandidaten zur Verfügung stehen.


 
Die Mitgliedergruppe, die die letzte DPG-Jahrestagung 2019 in Frankfurt a. M. organisiert hat.

Es gibt zwei Preise, die von der DPG vergeben werden. Der Gaetano-Benedetti-Gedächtnispreis wird seit XNUMX jährlich vergeben, um vielversprechende Kandidaten zu fördern, insbesondere im Hinblick auf die Fähigkeit, Publikationen und Vorträge zu produzieren.

Der Sigmund-Freud-Kulturpreis wird alle zwei Jahre von DPG und DPV an herausragende Wissenschaftler verliehen, die die Psychoanalyse in kreativ-kritischer Weise in ihrem eigenen wissenschaftlichen, philosophischen und kulturellen Denken aufgreifen und einbeziehen. 

Abschließend ist zu erwähnen, dass viele Mitglieder in den gesundheitspolitischen Strukturen und Einrichtungen tätig sind, die die Praxis der Psychotherapie in Deutschland regeln.

Was die Zukunft bringen wird
Teil des deutschen Gesundheitssystems zu sein, hat unseren Ausbildungsinstituten und unseren Mitgliedern bisher eine relativ sichere wirtschaftliche Situation und die Möglichkeit gegeben, viele Patienten analytisch zu behandeln, die sich eine solche Behandlung sonst nicht leisten könnten. In der Vergangenheit gab diese Situation den Kandidaten eine solide Perspektive für ihre Zukunft als Psychoanalytiker.  

Infolge der seit 1999 laufenden Reform der staatlich geregelten psychotherapeutischen Ausbildung und Praxis und des wachsenden Einflusses von Versicherungen, staatlichen Behörden und anderen nichtanalytischen Psychotherapieverbänden hat der Druck auf die Psychoanalyse und deren Infragestellung zugenommen.

Wir werden in Zukunft noch härter dafür kämpfen müssen, dass die Psychoanalyse ihren Status und ihre Bedeutung in der Psychotherapie als Behandlungsmethode der Wahl, als Beruf und als Ausbildungsgang in den Ausbildungsstätten bewahrt - und darüber hinaus auch in ihrer sozio-kulturellen Bedeutung für eine Gesellschaft, die zunehmend von Extremismus, Hass und Desintegration bedroht ist.