Laudatio für Christoph Schmidt
Verleihung des Gaetano-Benedetti-Gedächtnispreises der DPG 2019
an Christoph Schmidt
Einführende Worte: Marco Conci*
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Kandidatinnen und Kandidaten, und vor allem: Lieber Herr Schmidt!
Seit dem Jahr 2016 ist es für mich eine besondere Freude, den Gaetano-Benedetti-Gedächtnispreis der DPG zu verleihen. Dieses Jahr umso mehr, weil sich auch die DPG am Preisgeld von jetzt 2.000 Euro beteiligt und wir so alle sicher sein können, dass die DPG mein Anliegen, junge Kolleginnen und Kollegen zum Schreiben anzuregen, auch in Zukunft teilt.
Es geht um einen Preis, der an Gaetano Benedetti, schon zu Lebzeiten Ehrenmitglied der DPG, einen großen Analytiker und Lehrer erinnern soll, dem vor allem die jungen Kolleginnen und Kollegen in Ausbildung am Herzen lagen - was auch ich persönlich erfahren durfte. So habe auch ich in meiner Studienzeit einen Kandidatenpreis bekommen, der mich weiter zum Schreiben animiert hat, so dass ich nun Mitherausgeber des International Forum of Psychoanalysis bin und auch immer noch Freude am Publizieren habe. In dieser Funktion beobachte ich sehr genau, wie sich die Schreibkultur in unserem wichtigen Fach entwickelt. Wir wollen mit diesem Preis die nachfolgenden Generationen motivieren, neben ihrer klinischen Tätigkeit auch dem wissenschaftlichen Denken Raum zu geben.
Bevor ich zum diesjährigen Preisträger komme, möchte ich mich bei der Preisjury sehr bedanken. Das sind dieses Jahr: Frau Elke Horn, Herr Andreas Herrmann und Herr Raimund Rumpeltes.
Aber nun zum diesjährigen Preisträger:
Christoph Schmidt ist ein 32-jähriger Kollege in Ausbildung, der in seinem Leben bereits viel erreicht hat. Schon nach dem Abitur wollte er „hoch hinaus“, hat er doch in den Ferien häufig als Dachdecker gearbeitet, und, um dem Ganzen ein professionelles Gewicht zu geben, auch Kletterkurse absolviert, die schließlich zu einer Trainerlizenz des Deutschen Alpenvereins führten.
Nicht weniger ehrgeizig ist sein beruflicher Werdegang. Im Jahr 2012 schloss Christoph Schmidt mit einem Magister Artium das Studium der Philosophie mit den Nebenfächern Ethnologie und katholischer Theologie ab, im Jahr 2018 sein Zweitstudium mit einem Master of Arts für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der IPU in Berlin. In den 12 Jahren seines Studiums absolvierte er Praktika in renommierten Arbeitsgruppen, arbeitete als wissenschaftliche Hilfskraft und erhielt auch einige Förderstipendien.
Seit September 2018 arbeitet Christoph Schmidt an einem Promotionsprojekt zum Thema „Zeit und Veränderung aus psychoanalytischer und philosophischer Perspektive“ an den Universitäten Heidelberg/Prof. Koch und der IPU in Berlin/Prof. Buchholz. Also: Ich kann mir vorstellen, wir werden von Herrn Schmidt noch Beachtliches hören.
Die Arbeit, für die wir Christoph Schmidt heute den Gaetano-Benedetti-Gedächtnispreis der DPG verleihen, trägt den Titel: Das Unheimliche und die zwei Seiten der Psychoanalyse. Die Wissenschaft und das Dunkle: Freud – Cixous – Lacan.
Um Ihnen die Teilnahme an der morgigen Veranstaltung, bei der die Arbeit vorgestellt wird, schmackhaft zu machen, kann ich Ihnen Folgendes verraten: In seiner Arbeit beleuchtet Christoph Schmidt einen Schlüsseltext von Freud „Das Unheimliche“, den Freud 1919, unmittelbar nach dem Ende des 1. Weltkrieges, schrieb. Dabei erkundet Christoph Schmidt Freuds Oszillieren zwischen Dunkelheit und Vernunft. Darin sieht Christoph Schmidt - ich denke richtigerweise - das Wesen der Psychoanalyse. Dabei sehe ich Christoph Schmidt im Einklang mit der dialektischen Perspektive, die Gaetano Benedettis (1920-2013) Werk auszeichnete, z.B. in seinem im Jahre 1983 erschienenen Buch Todeslandschaften der Seele.
* Dr. Marco Conci, Frankfurt/Main, Freitag 31. Mai 2019, im Rahmen der Mitgliederversammlung der DPG.